Wofür bin ich gemacht?
Lange Zeit dachte ich, ich müsste meine Bestimmung finden. Dieses eine große Ziel, das mir sagt, warum ich hier bin. Was mich antreibt. Was mein Leben zusammenhält.
Und ja – ich war viel auf der Suche. Ich bin es noch, immer wieder. Aber inzwischen weiß ich: Es gibt oft nicht die eine Bestimmung. Es kann mehrere geben. Und sie verändern sich im Laufe des Lebens.
Sehnsucht nach einer besseren Welt
In meiner Jugend war ich bei der SJD – Die Falken, einer sozialistischen Jugendorganisation, aktiv.
Es gab Zeltlager, Gruppenstunden, Kinderfeste, Seminare, Freizeiten – und, und, und. Ich habe dort extrem viel gelernt, und wir waren ein großer Freundeskreis.
Ich war davon angetrieben, dass es eine gerechtere Welt geben muss. Alles sollte besser verteilt sein, alle Menschen gleich viel wert – und jede*r sollte nach der eigenen Façon leben können.
Dieser Meinung bin ich immer noch. Heute bin ich in keinem politischen Verband mehr aktiv, aber die Haltung ist geblieben.
Ich liebe es, kreativ zu sein
Als Kind und Jugendliche habe ich viel gemalt, gebastelt, gestaltet, gelesen und geschrieben.
Für mich war klar: Ich will etwas Künstlerisches machen. Deshalb habe ich Kommunikationsdesign studiert.
Das kreative Arbeiten liegt mir bis heute. Es macht mir Freude. Nach dem Studium habe ich in einer Werbeagentur gearbeitet – aber ich habe schnell gemerkt: Das ist nicht meine Welt. Und sehr „künstlerisch“ ist es auch nicht.

Meine größte Aufgabe: Mutter sein
Als ich meinen ersten Sohn bekam, war meine wichtigste Aufgabe, für ihn da zu sein. Im Laufe der nächsten fünf Jahre habe ich noch zwei weitere Söhne bekommen. Ihre Mutter zu sein ist und bleibt die wichtigste und größte Aufgabe in meinem Leben.
Je älter meine Kinder wurden, desto mehr Freiheiten hatte ich wieder für meine eigenen Interessen. Und manche Dinge entwickeln sich auch gemeinsam – zum Beispiel die Liebe zur Natur. Meine Kinder waren alle im Waldkindergarten und in NABU-Kindergruppen. So bin auch ich zum NABU gekommen.

Ich liebe die Natur und alles Lebendige
2014 habe ich das Imkern für mich entdeckt. Und ein paar Jahre lang waren die Bienen ein großes Thema in meinem Leben.
Auch bin ich tief in die Welt der Kräuter und Wildpflanzen eingetaucht, habe viel gelernt und eine Ausbildung zur Phytopraktikerin an der Freiburger Heilpflanzenschule absolviert.
Inzwischen habe ich bereits einige Kräuterwanderungen, Kurse und Workshops zu diesem Thema durchgeführt. 2017 habe ich außerdem meinen Blog Grünkraft gestartet, in dem ich über Pflanzen, Naturwissen und Lebendigkeit schreibe.
Zudem habe ich im Rahmen einer NABU-Gruppe einen Kräutergarten angelegt.
Die Liebe zur Natur, zu den Pflanzen und zu allem Lebendigen ist vielleicht mein beständigster „Purpose“.


Ein kleines Wunder: Das Küken im Ei
Wenn ich überlegen müsste, welches Erlebnis mich in den letzten Jahren am tiefsten positiv berührt hat, dann fällt mir dieses ein: In der Corona-Zeit kamen mein jüngster Sohn und ich – wie viele andere – auf die Idee, Hühner zu halten. Wir recherchierten, bauten ein Hühnerhaus und bekamen von Bekannten eine brutfreudige Henne und ein paar befruchtete Eier. Hennen sitzen 21 Tage auf ihren Eiern, bis die Küken schlüpfen. Und ich konnte es kaum glauben, als am 21. Tag wirklich das erste Küken schlüpfte. Es war ein Wunder. Unfassbar, dass aus so einem Ei tatsächlich ein kleines, flauschiges, allerliebstes Küken schlüpft.
Natürlich wusste ich, dass aus Eiern Küken schlüpfen – aber es wirklich mitzuerleben, war etwas völlig anderes: Wie aus einem scheinbar geschlossenen, unbeweglichen Ei ein flauschiges, lebendiges Wesen wird. Noch berührender war, wie fürsorglich und klug die Henne ihre Küken begleitete: Wie sie ihnen zeigte, was essbar ist, wo man schläft, wie man im Sand badet, erste Flugversuche macht – und wie entschlossen sie sie vor Gefahren beschützt hat. Hennen sind wunderbare Mütter. Und es gibt kaum etwas niedlicheres als Küken. So stimmig hat die Natur das Leben eingerichtet.

Ich liebe es zu wandern – unterwegs zu mir selbst
Wandern tue ich schon lange gern. Aber im vergangenen Jahr bin ich zu einer richtig großen Wanderung aufgebrochen: einer sechswöchigen Pilgerreise auf dem Camino Francés.
Auch das Wandern ist ein wichtiges Thema in meinem Leben. Es ist eines der Dinge, die ich am liebsten tue. Beim Wandern habe ich oft das Gefühl, zu mir selbst zu kommen. Ich hoffe, noch viele große und kleine Wanderungen in meinem Leben machen zu können.

Ich will immer neugierig bleiben
Heute weiß ich: Es muss nicht die eine Bestimmung geben. Nicht den großen Plan. Nicht das endgültige Ziel. Purpose darf sich verändern. Zu jeder Zeit. Er darf kommen, gehen, sich wandeln, zurückkehren – oder ganz neu entstehen. Die Dinge, die mich bewegen – Lebendigkeit, Entwicklung, Kreativität, Menschlichkeit, Gerechtigkeit – begleiten mich schon lange. Nur die Formen verändern sich: die Wege, die Menschen, die Tätigkeiten. Und das ist okay.
„Life is not a thing, but a becoming – on and on, until we die.„
Was mich trägt, ist meine Neugier. Ich will nicht stehenbleiben. Ich liebe es, Neues zu entdecken – unterwegs mit Familie, Freund*innen, meinem Hund oder allein. Diese Abenteuer erinnern mich immer wieder daran, wie bunt und überraschend das Leben ist.
