Die Honigbiene

Es gibt einige Phänomene bei den Honigbienen, die mich besonders faszinierten. Sehr faszinierend finde ich die Vorstellung, von einem Bienenvolk, als eine Einheit und nicht als Tausende einzelne Insekten. Das „Einwesen“, auch der Bien genannt, entstand bereits vor 30 Mio. Jahren. Die Bezeichnung Bien geht ins 19. Jh. zurück. Die Königin stellt das weibliche Geschlechtsorgan dar, die Arbeiterinnen den Gesamtkörper und die männlichen Bienen, die Drohnen, das männliche Geschlechtsorgan. Das größte Organ der Bienenkolonie sind die Waben.

Das Bienenvolk hat Parallelen zum Säugetier
Und tatsächlich, gleicht der Bien in vieler Hinsicht eher einem Säugetier als einem Insekt. Zum Beispiel, dass:

  • eine konstante Temperatur von ca. 35 °C in der Bienentraube herrscht, sommers wie winters
  • sich die Bienen um Ihre Brut kümmern, sie füttern und pflegen
  • die Ammenbienen die Brut mit einer Art Milch füttern (Schwesternmilch), die sie in speziellen Drüsen entwickeln.

 

Die drei Bienenwesen

Es gibt in einem Bienenvolk also drei Arten von Bienen, man spricht auch von den Bienenwesen. Die Arbeiterinnen, die Drohnen und die Königin.

Die Arbeiterinnen sind weibliche Bienen ohne voll ausgebildete Geschlechtsorgane. Sie erledigen fast alle anfallenden Arbeiten im Volk: Sie säubern den  Bienenstock, schaffen Nahrung heran, pflegen und füttern Königin und Brut, bewachen das Einflugloch und sie bauen die Waben. Die meisten Bienen im Bienenstock sind Arbeiterinnen.

Eine Arbeitsbiene führt im Laufe ihres Bienenlebens alle anfallenden Arbeiten aus. Ihre Tätigkeit ändert sich mit zunehmendem Alter. Sie wechselt sozusagen immer mal wieder den Beruf:
Im ersten Lebensabschnitt (ca. 1. bis 20. Lebenstag) betätigt sich die Arbeiterin als Stockbiene mit folgenden Aufgaben:

  • Wabenzellen putzen
  • Larven mit Drüsensekret (Ammenbiene), Pollen und Nektar bzw. Honig füttern
  • Wabenbau (Baubiene)
  • Einlagern von Pollen und Nektar
  • den Nektar zu Honig eindicken, sowie die Brut- und Honigzellen mit Wachsdeckeln verschließen
  • den Stock von toten Bienen säubern, Temperatur und Luftfeuchte im Stock regulieren, Wächterdienste am Flugloch verrichten

Im zweiten Lebensabschnitt (ca. 20. Lebenstag bis zum Tod) betätigt sich die Arbeiterin als Sammelbiene mit folgenden Aufgaben:

  • Nektar, Honigtau, Pollen, Propolis (Kittharz) und Wasser sammeln
  • Nektar und Honigtau nach der Heimkehr mit eindicken

 

Die Drohnen sind die männlichen Bienen. Sie sind deutlich größer und breiter als die Arbeiterinnen und haben größere Augen. Sie können nicht stechen, da sie keinen Stachel haben. Ihre Aufgabe besteht in der Begattung der Königin.

Es werden jährlich 5.000 bis 20.000 Drohnen von den Arbeiterinnen im Bienenstock herangezogen, obwohl ein Dutzend Männchen für eine erfolgreiche Begattung der Jung-Königinnen ausreichten. Aus diesem Grund nimmt man an, dass die Drohnen auch noch einen anderen Zweck im Bienenstock erfüllen. Wahrscheinlich spielen sie bei der Temperaturregulierung im Stock eine Rolle.
Die Drohnen haben zu keinem Zeitpunkt Zugang zu Nahrung, sondern werden von den Arbeiterinnen gefüttert und gepflegt.  Die Drohnen gehören nicht fest zu einem Stock, sondern können auch von Stock zu Stock wechseln. So lange die Königinnen begattet werden müssen, sind sie überall gerne gesehen. Wenn sich das Bienenvolk allerdings auf den Winter vorbereitet, und das ist schon so zur Sommersonnenwende der Fall, werden sie von den Arbeiterinnen nicht mehr in den Stock gelassen. Man kann zu diesem Zeitpunkt am Bienenstock beobachten, wie die Arbeiterinnen die Drohnen vom Einflugsloch wegzerren. Die sogenannte Drohnenschlacht ist dann im vollen Gange. Da sie selbst keinen Honig sammeln können, heißt das für die Drohnen den baldigen Tod.

 

Die Königin ist deutlich größer als eine Arbeiterin. Sie ist an ihrem langen, schlanken Hinterleib zu erkennen. Sie ist die Einzige im Bienenvolk, die voll entwickelte weibliche Geschlechtsorgane besitzt. Nur einmal in Ihrem Leben geht die Königin auf Hochzeitsflug. Dabei paart sie sich mit mehreren Drohnen, deren Spermien sie in ihrer Sammelblase bis an ihr Lebensende aufbewahrt und verwendet. Beim Spenden des Spermas stülpt sich das männliche Geschlechtsorgan nach außen. Die inneren Organe werden dabei abgerissen und der Drohn stirbt.
Die Königin legt nun täglich 1000 bis 2000 Eier pro Tag. Das sind 1-2 Eier, die sie in die Zellen legt. Man spricht auch von „Bestiften“, da die Eier wie kleine Stifte aussehen.

 

 

 

 

 

 

 

Drohne oder Arbeiterin

Besonders fasziniert hat mich die Tatsache, dass Drohnen aus unbefruchteten Eiern der Königin entstehen. Und die Tatsache, dass die Königin bestimmen kann, ob sie in eine Zelle ein befruchtetes oder ein unbefruchtetes Ei legt. Die Zellen für die Drohnen (Drohnenzellen) sind größer als die für die Arbeiterinnen. Somit bestimmen die Arbeiterinnen, die ja die Zellen bauen, wann es Drohnenbrut gibt und wie viel.

Die Arbeiterinnen bestimmen auch, wann es eine neue Königin gibt. Das tun sie, indem sie eine so genannte „Weiselzelle“ bauen, die deutlich länger ist als die normalen Brutzellen, und die Königin zwingen, diese zu bestiften.

 

Wie entsteht eine Königin?

Die Königin Larve, unterscheidet sich nur dadurch von den Arbeiterinnen, dass sie anderes gefüttert wird. Sie bekommt mehr und länger das so genannte „Gelee Royal“, das auch Schwesternmilch genannt wir. Nur Jungbienen, im Alter zwischen 5 und 15 Tagen, können das Gelee Royal in speziellen Drüsen produzieren und damit alle Larven bis zum 4. Stadium füttern. Und die Königin eben auch im 5. Stadium. Im Extremfall können bis zu 10 Jungköniginnen je Volk und Jahr von den Arbeiterinnen aufgezogen werden.

 

Wie entsteht ein Schwarm?

Wenn es im Frühsommer langsam zu eng im Bienenstock wird, weil es mehr und mehr Bienen und Brut gibt, fangen die Arbeiterinnen an, mehrere besonders große Zellen, die so genannten Weiselzellen, zu bauen. Diese werden dann auch von der Königin mit jeweils einem Ei bestiftet. Die sich entwickelnden Larven werden, wie bereits oben beschrieben, ausschließlich mit dem von den Ammenbienen erzeugten Futtersaft, dem Gelée royale ernährt. Schon am 16. Tag nach der Eiablage schlüpft dann die neue Königin.
Die alte Königin hat in der Zwischenzeit mit dem Eierlegen aufgehört und ist dadurch wieder schlank und flugfähig geworden. Am neunten Tag nach der Eiablage, oder bei schlechtem Wetter an einem darauf folgenden Tag, verlassen schlagartig Tausende von Bienen (10.000 und mehr) mit ihrer Königin in einer riesigen Wolke den Bienenstock. Sie sammeln sich nahe dem Muttervolk, beispielsweise an einem Baumzweig, als Schwarmtraube. Dann werden einige hundert Kundschafter, auch Spurbienen genannt, losgeschickt um in der weiteren Umgebung nach einer geeigneten neuen Nistgelegenheit, zu suchen. Dieser erste, bei einem teilungswilligen Bienenvolk entstehende Schwarm mit der alten Königin, wird Vorschwarm genannt.

Im zurück gebliebenen Muttervolk können ab dem Zeitpunkt, an dem eine erste neue Königin schlüpft, weitere Schwärme entstehen. Mit jedem solchen Schwarm (Nachschwarm) fliegt dann eine junge Königin aus. Auch diese Schwärme sammeln sich zunächst in der Nähe der alten Behausung. Häufig kommt es aber nicht zu den Nachschwärmen, weil die erstgeborene junge Königin ihre noch nicht geschlüpften Rivalinnen noch in den Zellen tötet. Zudem teilt sich ein Bienenvolk auch nicht beliebig lang, weil schließlich keine ausreichende Bienenmasse mehr vorhanden ist.
Nachschwärme sind immer deutlich kleiner als der Vorschwarm und können mit der jungen Königin viel weiter fliegen.