Das blaue Wunder
– oder: Leinöl macht glücklich (Buchtipp)

Obwohl ich die Lobeshymnen auf das Leinöl mit seinem hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren kaum mehr hören konnte, hat mich das kleine, wunderschöne Büchlein „Leinöl macht glücklich – Das blaue Ernährungs-Wunder“, von Hans-Ulrich Grimm total für den Lein eingenommen. Diese Pflanze, mit Ihren zarten, blauen Blüten, begleitet uns Menschen schon seit Urzeiten. Vielleicht hat Sie sogar bei der Entwicklung unseres Gehirns eine wesentliche Rolle gespielt.

„Leinöl macht glücklich“, Hans-Ullrich Grimm

Geschichte
Schon die Menschen in der Jungsteinzeit trugen Kleidung aus Leinen. Es ist anzunehmen, dass schon früher ihre Samen den Speiseplan bereicherten und auch als Vorrat gesammelt wurden.
Lein gehört zu den ältesten Kulturpflanzen. Er wurde schon vor 10.000 Jahren angebaut. Und das überall auf der Welt.

  • So wurden die Pharaonen der Ägypter nach ihrem Tod in Leinentücher gewickelt und mit Leinöl einbalsamiert.
  • Der römische Gelehrte Plinius der Ältere (23 via 79 n. Chr.) berichtete von Flachsanbau in Gallien, Spanien, Belgien den Niederlanden. Im
  • Lauf der Völkerwanderung wurde Leinen zur Volkstracht der Germanen.
  • Leinöl war im alten China, in Indien im Osten und Südwesten gebräuchlich.
  • In Äthiopien waren Leinsamen eine wichtiger Bestandteil der Ernährung.
  • In Jordanien wurde schon 1000 vor Christus ein Vollkornmischbrot mit Leinsamen hergestellt.
  • Die alten Griechen mixten Leinsamen, Gerste und Koriander.
  • In Deutschland aß man im Mittelalter gerne Breie aus Lein und Hanf.
Spinnstube im Mittelalter

Eine Blütezeit erlebten Flachs und Leinen im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Vor allem in Schwaben, Westfalen und Schlesien blühten ganze Landstriche blau.
Legänder war die Atmosphäre in den bäuerlichen Spinnstuben. Hier trafen die Geschlechter aufeinander und es ging wohl oft recht heiter zu. So ist in einem Beitrag auf der Internetseite der Universität Münster zu Lesen: „Zentral war die Rolle der Spinnstuben als Ort jugendlicher Sexualkultur. Die Spinnstuben, die im Laufe eines Abends nach festen Regeln von der männlichen Dorfbevölkerung aufgesucht wurden, hatten „soziale[n] Funktionen innerhalb des umfassenderen Brauchs der Eheeinleitung und Partnerwahl“. Dem Klärus und der Obrigkeit waren die Zusammenkünfte in den Spinnstuben ein Dorn im Auge. Es wurden nicht nur Ausschweifungen sondern auch Konspirationen befürchtet und so wurden mancherorts die gemeinschaftlichen Spinnabende verboten.

Ganze Städte wurden durch den Lein reich. Leinen stand am Anfang der Industialisierung. Die Mechanisierung begann mit Spinnmaschinen und der Erfindung des mechanischen Webstuhls. Doch schon bald wurde der Lein als Rohstoff für die Stoffindustrie durch die billiger und leichter zu verarbeitende Baumwolle abgelöst. So wurde Lein nicht mehr flächendeckend angebaut. Innerhalb von wenigen Jahrzehnten reduzierten sich die Flächen für den Leinanbau von 220.000 Hektar im Jahr 1875 auf 40.000 im Jahr 1900. Der Lein wurde durch weniger arbeitsintensive Kulturpflanzen wie Getreide verdrängt. So stand den Menschen auch das frisch gepresste Leinöl nicht mehr zur Verfügung.

Lein und Gesundheit
Lein wirkt gegen die Leiden der Zivilisationskrankheiten: Herz- und Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes und sogar Krebs.

Heute erlebt die Pflanze eine Renaissance, da sich die Kenntnisse über die gesundheitlichen Vorteile von Leinöl und Leinsamen mehren. So enthält der Leinsamen bestimmte Stoffe, die für unsere Gesundheit von großer Bedeutung sind. So zum Beispiel die viel beachteten Omega-3-Fettsäuren, aber auch die sogenannten Lignane, hormonartige Stoffe und sekundäre Pflanzenstoffe, die zum Beispiel beim Anti-Ageing von Bedeutung sind.

(Tierversuche und klinische Untersuchungen brachten Nachweise für die Vorbeugung und Behandlung, beispielsweise bei Brustkrebs.)

Achtung!!! Leinöl verdirbt sehr schnell. Nach der Pressung ist es höchsten 3 Monate haltbar. Die Öle, die in den Supermarktregalen stehen sind oft schon ranzig, weshalb viele vom Geschmack des Leinöls nicht begeistert sind. Auch die gesunden Inhaltsstoffe sind dann gößtenteils nicht mehr enthalten. Am besten ist es, wenn Ihr eine Ölmühle in der Nähe ausfindig machen könnt, die Leinöl frisch presst. Hier bekommt man auch oft viele fachkundige Informationen. Das einzige Leinöl aus dem Supermarkt, das ich empfehlen kann ist das von der Bio-Marke Rapunzel. Da auch ich keine Ölmühle in der Nähe habe bestelle ich mein Leinöl, in Demeter-Qualität, in der Chiemgauer Ölmühle. Hier wird nach Bedarf mehrmals pro Woche frisch gepresst. Ich bestelle immer einen Vorrat nicht zu großer Flaschen und friere sie ein.

Leinöl bei Depressionen
In dem Buch: „Leinöl macht glücklich“, wird über eine Studie des amerikanischen Mediziners Donald O. Rudin berichtet, der bei einer Patientin mit schweren psychischen Störungen und auch körperlichen Leiden, mit Leinöl unerwartet großen Erfolg hatte. Sein Artikel ist schon 1981 erschienen und seitdem in Vergessenheit geraten.

Es gibt zahlreiche Forschungsarbeiten, die sich mit der Wirkung von Fischöl und Omega-3-Kapseln auf die Psyche beschäftigen. Bei Depressionen brachte die einfache Behandlung mit den Fetten meist eine deutliche Besserung.

Schottische und auch amerikanische Mediziner haben mit Leinöl ähnliche Erfolge erzielt. Deshalb ist trotz mangelnder wissenschaftlicher Studien davon auszugehen, dass Leinöl eine ebenso positive Wirkung auf die Psyche hat wie Fischöl und Omega-3-Kapseln. Manche Ärzte glauben sogar, dass es noch stärker antidepressiv ist.

Wichtig bei der Leinöl-Therapie sei die Dosierung, so heißt es in dem Buch von Hans-Ullrich Grimm. Es werden ein bis zwei Teelöffel pro Tag empfohlen. Es gab wohl auch schon Fälle von manischen Episoden durch zu hohe Dosierung. Und zwar so wohl bei Leinöl als auch bei Präparaten mit Fischöl.

Dr. Johanna Budwig (1908-2003), die Pionierin der Leinöl-Therapie

Leinöl bei Krebs
Eine Pionierin in der Anwendung von Leinöl bei Krebserkrankungen ist die Apothekerin und Biochemikerin Johanna Budwig (1908 – 2003). Johanna Budwigs Methode der Krebsbehandlung findet immer noch weltweit Beachtung. Im Zentrum der Budwig-Therapie steht Leinöl mit Quark. Trotz vieler Erfolgsgeschichten und der Anerkennung bei einzelnen hochrangigen Krebsexperten, konnten sich die Methoden der Heilpraktikerin nicht durchsetzten. Mittlerweile jedoch gelangt man durch neuere wissenschaftliche Erkenntnisse zu Anhaltspunkten über die möglichen Wirkmechanismen ihrer Methode zur Vorbeugung und vielleicht sogar zur Behandlung von Krebs. Mehr und mehr Forscher und Forschergruppen auf der ganzen Welt beschäftigen sich mit den Inhaltsstoffen des Leinsamens und sind tatsächlich auf eine ganze Reihe von Inhaltsstoffen gestoßen, die gegen Krebs wirksam sind. Große multinationale Konzerne haben sich sogar Wirkstoff-Cocktails patentieren lassen, bei denen Leinbestandteile eine Rolle spielen.

Johanna Budwig jedoch hat sich nicht so sehr für einzelne Wirkstoffgruppen interessiert. Für sie standen die Fette im Zentrum des Krebsgeschehens. Die Verwendung von ungesunden, künstlichen Fetten und das Verschwinden von guten Fetten sah sie als Hauptursache für die Entwicklung von Krebserkrankungen, denen ihrer Meinung nach immer die Schwächung des gesamten Gesundheitszustandes vorausgeht. Zu Beginn ihrer Karriere war Johanna Budwig in der Fettforschung tätig. So war sie es, der es als Erste gelang, die Alpha-Linolsäure zu isolieren, die charakteristische Fettsäure des Leinöls. Später wandte sie sich der Medizin zu und hatte weltweit Erfolge mit ihren Rezepten bei Krebs. Sie erkannte aber auch die Qualitäten des Leins als Mittel gegen andere Krankheiten wie Arteriosklerose und Herzinfarkt.
Inzwischen sehen auch viele Wissenschaftler den Lein als ein wirksames Mittel gegen Krebs.

Omega 3-Fettsäuren
Omega-3-Fettsäuren sind extrem wichtig für die Entwicklung des Gehirns. Manche Wissenschaftler können sich vorstellen, dass Lein eine bislang unterschätztde Rolle bei der Evolution des menschlichen Gehirns spielt. Erst als unsere Vorfahren Omega-3-Fette im ausreichender Menge aßen, konnte das Gehirn wachsen. Leinpflanzen gab es schon vor 400.000 Jahren als die Ahnen des Menschen begannen, nicht nur von der Hand in den Mund zu leben, sondern auch Vorräte aufzuheben.

So haben die Omega 3-Fettsäuren auch Einfluß auf Intelligenz, Verhalten, Psyche, Wohlbefinden und Daseinsfreude. Es gibt inzwischen Mediziner, die der Ansicht sind, dass der weit verbreitete Mangel an Omega-3-Fetten verantwortlich für die Ausbreitung von psychiatrischen Krankheiten ist. Depressionen, Schizophrenie, Verhaltensstörungen wie Aggressivität könnten auf einen Mangel an Omega-3-Fetten zurückgeführt werden.
Der Verzehr dieser Fette ist seit 150 Jahren rückläufig. Das ist auf die „industrielle Nahrungsproduktion“ zurückzuführen. Die industrielle Fütterung in der Landwirtschaft haben den Omega-3-Gehalt dramatisch gesenkt. Ausserdem sind die Fette in der Nahrungsmittelindustrie unbeliebt, da die Haltbarkeit begrenzt ist. Es gibt Forscher, die daraus schließen, dass sich die Evolution des Gehirns wieder umzudrehen droht.

Ernährungsberater empfehlen, um dem Omega-3-Mangel vorzubeugen, mehr Fisch zu essen. Doch der Höhepunkt der Fangmenge ist erreicht. Unsere Meere sind überfischt, weshalb diese Empfehlung problematisch ist. Es würde also naheliegen, anstelle von Fischöl, auf Leinöl als Omega-3-Lieferant zu setzen.

Der beste Omega-3-Lieferant unter den Pflanzen ist der Lein. Er hat unter allen Nahrungsmitteln den größten Gehalt an Omega-3-Fetten
100 Gramm Leinöl enthält 55 Gramm Omega-3-Fett, Walnussöl 13 Gramm und Rapsöl nur 9 Gramm. 100 Gramm des Öls aus fettem Fisch wie Lachs, Makrele oder Hering enthalten nur etwa 3 Gramm Omega-3-Fettsäuren.

Wirkmechanismus von Leinöl
Es liegt an den Wirkstoffen im Leinöl, dass schon relativ geringe Mengen eine so große Wirkung zeigen. Sie haben eine so genannte Hebelwirkung, weil sie an den zentralen Schaltstellen im Körper ansetzten. Die Omega-3-Fettsäuren wirken direkt im Gehirn und können somit eine Menge Körpervorgänge beeinflussen.
Ein weitere, sehr wichtiger Bestandteil des Leins sind die Lignane. Dies sind hormonartige Stoffe, die in das Steuerungssystem des Körpers eingreifen. Bei Hormonen sind schon geringste Mengen von größter Bedeutung. Lignane wirken wie das weibliche Geschlechtshormon Östrogen – und sind somit vor allem bei Krebserkrankungen, die hormonell bedingt sind, wirksam wie zum Beispiel bei Brustkrebs und bei Prostatakrebs.

Heilsamer Lein
In dem Büchlein „Leinöl macht glücklich” von Hans Ulrich Grimm gibt es einen Anhang mit dem Titel „Heilsamer Lein”. Darin sind Leiden aufgelistet, bei denen wissenschaftlich erwiesen ist, dass Leinöl eine heilende oder vorbeugende Wirkung hat. Auch die wissenschaftlichen Studien dazu finden sich in der Literaturliste des Büchleins wieder.

Zu den Leiden zählen:
• Allergien
• Arterienverkalkung
• Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS)
• Bluthochdruck
• Brustkrebs
• Cholesterinwerte
• Darmkrebs
• Diabetes
• Entzündungen
• Haut
• Krebs
• Nieren
• Prostatakrebs
• Psyche
• Wechseljahresbeschwerd

Quellen:

Hans-Ullrich Grimm: „Leinöl macht glücklich“,
Margaret Wenigmann: „Phytotherapie – Arzneipflanzen Wirkstoffe Anwendung“
Ursel Bühring: „Alles über Heilpflanuen“

www.de.wikipedia.org/wiki/Johanna_Budwig
www.uni-muenster.de/FNZ-Online/sozialeOrdnung/haus_familie/quellen/spinnstube.htm
www.budwig-stiftung.de/dr-johanna-budwig/ihr-leben.html