Gedanken zum Tag der Artenvielfalt

Im Rahmen des „Tag der Artenvielfalt“, der international auf den 22. Mai datiert wurde, und den wir beim NABU am 17. Mai mit einem Aktionstag unter dem Motto „Jeder kann etwas tun“ begehen wollten, habe ich mich mal wieder mit diesem Thema beschäftigt. Und ich gebe zu, ich bekam den Blues angesichts der Dramatik der Situation. Mich beschleicht dann immer die Frage: bringt es etwas, dass wir uns hier unsere schönen Inseln bauen, in Form von Insektenfreundlichen Gärten, kleinen Biotopen und unterschiedlichen Landschafts-Pflege-Aktionen während auf der anderen Seite zum Beispiel riesige Wälder abgeholzt werden, eine Landwirtschaft gefördert wird, die auf kosten von Umwelt und Tieren produziert, und bei der Mobilität das Fliegen und der Individualverkehr gefördert werden?

Die traurigen Fakten:
Das Ökosystem leidet insgesamt doch Amphibien wie Frösche und Lurche sowie die Insekten sind besonders stark betroffen. Fast 80 Prozent der Fluginsekten (bezogen auf die Gesamtmasse) sind in den letzten 30 Jahren verschwunden.
Und mit den Insekten verschwinden auch die Vögel. 14 Millionen weniger als vor der Jahrtausendwende sind es laut Bundesamt für Naturschutz. Auch den Wildpflanzen in Deutschland geht es schlecht. So ist laut aktuellen Zahlen des Bundesamtes für Naturschutz fast ein Drittel aller Wildpflanzen vom Aussterben bedroht. Die Tier- und Pflanzenarten, die in Deutschland auf der Roten Liste der gefährdeten Arten stehen sind zahlreich.

Die Worte der Wissenschaftler zum Thema sind drastisch. So warnt Prof. Matthias Glaubrecht, Direktor des Centrums für Naturkunde der Universität Hamburg: „Weltweit sind wir Zeitzeugen eines katastrophalen Artenschwunds, der alles in den Schatten stellt, was der Erde seit Langem wiederfahren ist.“ Und die Umweltstiftung WWF mahnt: „Derzeit ist das größte Artensterben im Gang seit dem Verschwinden der Dinosaurier.“

Ursachen:
Als stärkste Ursache für das Artensterben sehen die Wissenschaftler von UN-Biodiversitätsrat IPBES neben dem Klimawandel die Zerstörung natürlicher Lebensräume sowie die Methoden der industrialisierten Landwirtschaft. Großflächige Monokulturen wie zum Beispiel Raps und Mais stellen Agrarwüsten dar und dezimieren die Artenvielfalt genauso wie der Einsatz von Pestiziden wie Glyphosat.

Sowohl Klimawandel als auch Artensterben sind folgen unseres räuberischen Wirtschaftssystems

Ebenso wie der Klimawandel, ist der Schwund der Artenvielfalt ein Globales Problem. Außerdem haben Klimawandel und Artensterben zum großen Teil ähnlich Ursachen. Das Abholzen großer Wälder z.B. ist eines der Hauptursachen für Klimawandel und Zerstörung von Lebensraum für unzählige Arten. Etliche von Ihnen nicht einmal wissenschaftlich benannt und erforscht.
Antrieb für diesen räuberischen Umgang mit der Natur ist unser Wirtschaftssystem, das auf immer mehr und größeren Wachstum ausgerichtet ist und durch unser Konsumverhalten am Laufen gehalten wird.

Aufgabe der Politik
Es ist Sache der Politik hier einzugreifen und Gesetzte zu erlassen, die unsere Umwelt schützen. Hierzu zählt:

  • Schädliche Subventionen (bei der Landwirtschaft, der Mobilität, der Energiegewinnung, …) zu stoppen
  • Nachhaltige Landwirtschaft, Energiegewinnung und Mobilität fördern
  • weniger Pestizide und Dünger einsetzen bzw. verbieten
  • den Regenwald schützen
  • die Meere nicht weiter überfischen
  • mehr und bessere Schutzgebiete einrichten, …

Es ist unsere Aufgabe eine solche Politik zu fordern und zu unterstützen. Die Aktivisten von „Fridays vor Future“ haben absolut recht mit Ihrer Forderung, dass die Politik endlich auf die Wissenschaftler hören soll. Jetzt in der Corona-Krise klappt dass erstaunlicher weiße hervorragend.

Drei Bereiche, in denen jeder Einzelne von uns etwas tun kann:

  1. Politisch aktiv werden
    – indem wir zum Beispiel mit den Aktivisten von „Fridays vor Future“ auf die Straße gehen
    – uns bei Umweltverbänden wie z.B. NABU oder BUND engagieren,
    – bei den Wahlen die Parteien unterstützen, die eine nachhaltige Landwirtschaft und Umweltschutz fördern
  2. Unser Konsumverhalten ändern
    – nur noch kaufen was nötig ist
    – nachhaltig produziertes kaufen
    – Lebensmittel regional, saisonal und wenn möglich Bio
    – Kunststoff reduzieren
    – Umweltschädliche Mobilität wie z. B. Fliegen möglichst vermeiden
  3. Lebensräume (im Kleinen wie im Großen) schaffen, schützen, pflegen

Es ist also wirklich so, dass jeder etwas tun kann. Wir sollten uns alle dazu entschließen unseren Planeten zu retten und für die Generationen die nach uns kommen möglichst viel zur erhalten.

Ich gehe jetzt in den Garten und baue weiter an meiner Insel.

Mein Interview mit Eckart Woite zum Tag der Artenvielfalt: https://nabu-seeheim.de/tag-der-artenvielfalt-sollte-gesetzlichen-feiertag-werden/

Ein schöner Beitrag von Rudi Beiser zur Gestaltung eines Insektenfreundlichen Gartens: https://www.waschbaer.de/magazin/insektenpflanzen-auswahl/

Bundesamt für Naturschutz: https://www.bfn.de/themen/artenschutz.html

UN-Biodiversitätsrat IPBES: www.ipbes.net