Morgenroutinen sind seit einiger Zeit im Trend, und besonders auf sozialen Medien wird viel darüber gesprochen. Gestern habe ich auf Instagram ein Reel gesehen, dass diesen Hype kritisch beleuchtete – weniger die Morgenroutinen selbst, sondern den Trend, immer mehr Aktivitäten in eine perfekte Morgenroutine zu integrieren. Ich erinnere mich, wie begeistert ich selbst einmal vom Buch „Miracle Morning: Die Stunde, die alles verändert“ von Hal Elrod war.

In dem Buch wird eine ausgeklügelte Morgenroutine als Schlüssel zu Erfolg und Zufriedenheit beschrieben. Meditieren, Visualisieren, Sport treiben, Tagebuch schreiben, lesen und gesund Frühstücken – das alles sollte zu einer produktiven Morgenroutine gehören. Die Botschaft lautet: Alle erfolgreichen Menschen haben eine strukturierte Morgenroutine, und jede*r kann mit genügend Disziplin diese Routine einführen und dadurch erfolgreich werden.

Eine Zeit lang habe ich das auch geglaubt. Ich stand extra früh auf, um jede Aufgabe meiner Morgenroutine zu schaffen. Aber lange durchgehalten habe ich es nicht. Trotzdem bin ich bis heute davon überzeugt, dass meine Tage besser verlaufen, wenn ich morgens Yoga mache oder ein paar Gedanken aufschreibe. Es tut gut, seine Gedanken zu sortieren, sich selbst zu motivieren und den Tag zu strukturieren. Und dann kommen die Dinge, die mir einfach Freude bereiten, wie eine gute Tasse Kaffee oder die Zeitung lesen – Dinge, die ich auch ohne Anleitungen aus einem Buch tun würde. Denn letztlich hat jede*r von uns eine Morgenroutine, ob bewusst oder unbewusst. Die kleinen Rituale, die wir jeden Tag wiederholen: Zähne putzen, duschen, anziehen, frühstücken – all das sind Routinen, die uns durch den Morgen begleiten.

Vielleicht ist es gar nicht schlecht, hin und wieder über diese Gewohnheiten nachzudenken und zu überlegen, ob es bessere Wege gibt, den Tag zu beginnen. Routinen sind schließlich nicht nur auf den Morgen beschränkt; wir könnten sie genauso gut nutzen, um den Feierabend oder das Wochenende bewusst einzuläuten. Es lohnt sich, regelmäßig zu hinterfragen, welche Gewohnheiten uns guttun und welche uns vielleicht eher schaden. Denn Gewohnheiten haben die Kraft, unser Leben zu lenken. Sie formen unseren Alltag, weil sie Dinge sind, die wir immer wieder tun, oft ganz automatisch und unreflektiert.

Viele unserer Gewohnheiten haben wir irgendwann übernommen, ohne groß darüber nachzudenken. In den meisten Fällen machen sie uns das Leben leichter, weil wir nicht bei jeder kleinen Sache eine Entscheidung treffen müssen. Doch ab und zu kann es hilfreich sein, über seine Gewohnheiten nachzudenken und sich zu fragen: Was tut mir wirklich gut, und was könnte ich loslassen? Manchmal passiert das von selbst, zum Beispiel, wenn wir durch eine Reise oder eine große Veränderung in unserer Routine unterbrochen werden. Dann finden wir oft neue Rituale, die in dieser neuen Lebensphase besser zu uns passen.

Warum also nicht hin und wieder einen Schritt zurücktreten und sich bewusst überlegen, ob unsere Routinen noch zu uns passen? Es könnte sogar befreiend sein, alte Gewohnheiten gegen neue, schönere oder sinnvollere Routinen auszutauschen – Routinen, die wirklich zu unserem Leben passen und uns nicht von einem „Life-Coach“ vorgeschrieben wurden. Jede*r von uns ist anders, und das ist gut so. Wir leben unterschiedliche Leben und können uns gegenseitig inspirieren. Letztlich wissen aber nur wir selbst, was gut für uns ist. Wenn Routinen zu Stressquellen werden, haben sie ihr Ziel verfehlt und bewirken genau das Gegenteil dessen, was sie eigentlich sollten. Vielleicht hast du jetzt Lust bekommen, dir bei einer gemütlichen Tasse Tee oder Kaffee ein paar Minuten Zeit zu nehmen und über deine eigenen Routinen nachzudenken. Welche Gewohnheiten bereichern deinen Alltag? Gibt es etwas, das du anpassen möchtest? Manchmal braucht es nur eine kleine Veränderung, um den Tag bewusster und mit einem guten Gefühl zu beginnen. Gönn dir diesen Moment!