Extrem Wandern. Mammutmarsch Rhein-Main
Am Sonntag habe ich am Mammutmarsch Rhein-Main (55 km) teilgenommen. Warum macht man so etwas? Meine Schwester war schon das dritte Mal dabei. Im vergangenen Jahr konnte ich mir noch nicht vorstellen 55 km an einem Tag zu Wandern. Aber nun war ich der Meinung „Es muss schon was dran sein, bei all den Wiederholungs-Tätern“. Ich wandre gerne, und gern auch in Gesellschaft. Mehr als 34 km am Stück bin ich aber noch nicht gelaufen. Und das war auf meiner Pilgerreise, da war ich also im Training. Aber was soll´s, ich wollte es jetzt auch mal ausprobieren.
Etwas gemein war, dass es die Tage vor dem 24.08. wunderbares Wanderwetter war und ausgerechnet an diesem Tag die Temperaturen über 30 Grad steigen sollten. Und das, wo ein großer Teil der Strecke durch Stadt, Ort und Weinberge, also die pralle Sonne führt.
Um 7:00 Uhr war unsere Startzeit. Das Wetter war wie vorhergesagt super und zu diesem Zeitpunkt natürlich auch noch sehr angenehme. In der großen Gruppe ging es durch die Stadt, Feld, Wald und Wiesen. Die Stimmung war super.
Auf dem Neroberg war dann der erste Versorgungspunkt. Mit toller Aussicht. Herlich. Frohen Mutes und gestärkt ging es weiter. Viel auch am Stadtrand und über Asphalt. Es war schön, aber heiß. Wiesbaden – Kohlheck – Dotzheim und dann nach insgesamt 25 km, für uns so gegen 12:00 Uhr, erreichten wir Versorgungspunkt 2: Hof Armada. An den Wasserhähnen zum Auffüllen der Flaschen standen lange Schlangen. Die Plätze im Schatten waren heiß begehrt. Man begutachtete die Füße und Blasenpflaster wurden geklebt. Die Stimmung war noch gut und dann ging es weiter. Nun folgte, auf jeden Fall für unsere kleine Gruppe, der härteste Abschnitt. Die Landschaft und Aussicht waren traumhaft. Wiesen, Weinberge, blauer Himmel. Aber die Sonne brannte gnadenlos. Zwischen Martinsthal und Kiedrich sind wir dann auch an mehreren Männern mit Kreislaufzusammenbruch vorbeigekommen. Sie wurden von Mitwanderten mit Wasser, Kühlpacks und weiteren Hilfsangeboten versorgt.
Nach 36,4 km kam der Dritte Versorgungspunkt. Beim Weinhof Martin in Erbach. Gefühlt viel zu wenig Schattenplätze. Viele saßen fix und fertig auf dem Boden vor dem kleinen Mäuerchen am Wegesrand. Vor den Wasserhähnen wieder lange Schlangen. Neben mir ein junger Mann mit Knieproblemen. Er würde nicht weiterlaufen. Eine Gruppe auf der Suche nach der Bushaltestelle, auch sie wollten nicht mehr. Viele waren hier sehr erschöpft. Aber man konnte sich mit Snacks, Wasser und Getränken versorgen, ausruhen und wieder zu Kräften kommen und dann ging es weiter. Noch ein kurzes Stück bis zum Rhein, und dort wurde man mit einem schönen Luftzug belohnt.
Nun sollte es viele Kilometer am Rhein entlang gehen. Erbach – Eltville – Walluf – Schiersten – Biebrich. Das zog sich. Immer Sonne. Viel Schotter. Aber immer ein kleines Lüftchen und auch einiges zum Schauen. Menschen am Strand, Boote, Hubschrauber, Hafen, Weinstände, Wiesen, Wasser, Wasser, Wasser. Vor dem Biebricher Schloss brach eine Mitwanderin aus unserer Vierergruppe ab. Nach fast 50 km. Vor dem letzten, vierten Versorgungspunkt. Das war schade. Wir anderen Drei stärkten uns am letzten VP und waren froh, es bald geschafft zu haben. Dann ging es durch den Schlosspark und irgendwann war es sehr städtisch und nicht mehr so schön. Meine Beine schmerzten, meine Füße schmerzten. Ich dachte mir, dass ich so etwas nie wieder machen würde. Aber das Ende war nah.
Um 20:15 Uhr liefen wir durch das Ziel. Der Empfang dort war schön. Das kühle Finnischer-Getränk war Herlich. Und dann begann es zu Regnen. Eigentlich wollte ich noch mit meinen Mitstreiterinnen essen gehen, doch nun wollte ich nur noch nach Hause. Nie, nie wieder wollte ich 55 km am Stück gehen. Das ist unnatürlich. …
Aber am nächsten Tag überlegte ich mir schon, dass es doch einen Marsch bei Heidelberg geben soll. „Nur 42 km“, das wäre doch vielleicht etwas für das kommende Jahr?