Vom 30. Juni bis 4. Juli war ich auf dem Jakobsweg von Nürnberg bis Rothenburg unterwegs – dem Mittelfränkischen Jakobsweg. Mein Camino-Freund Rainer, den ich im vergangenen Jahr auf dem Camino Francés in Spanien kennengelernt habe und der aus dem Fränkischen stammt, hatte mir geschrieben, dass er vorhabe, diesen Abschnitt des Pilgerwegs zu gehen. Kurz entschlossen entschied ich mich, ihn zu begleiten.

Schon vor unserem Start waren die Temperaturen sehr hoch – und in der Tat war es wohl eine der heißesten Wochen dieses Sommers. Aber so ist das eben: Das Wetter kann man nicht planen, und trotzdem war es eine wunderschöne Reise. Die Etappen waren:

  • Tag 1: Nürnberg – Roßtal (21,7 km)
  • Tag 2: Roßtal – Heilsbronn (14,7 km)
  • Tag 3: Heilsbronn – Weihenzell (14,1 km)
  • Tag 4: Weihenzell – Colmberg (25 km)
  • Tag 5: Colmberg – Rothenburg ob der Tauber (24,1 km)

Tag 1: Von Nürnberg nach Roßtal (21,7 km)

(30.06.25)
Ich bin mit dem Zug nach Nürnberg angereist. Ab Frankfurt gab es schon einiges Hin und Her: Erst kam mein Zug nicht, sodass ich – da die Fahrkartenbindung aufgehoben war – einen anderen ICE nahm. Dann blieb dieser in Würzburg stecken, sodass ich erneut den Zug wechselte. Schließlich kam ich mit einer halben Stunde Verspätung in Nürnberg an.
Rainer und ich trafen uns bei der St.-Jakobs-Kirche, dem offiziellen Startpunkt dieses Abschnitts des Jakobswegs. Ein Jahr hatten wir uns nun nicht gesehen, aber es war, als wäre es gestern gewesen – so ist das wohl mit der „Camino-Familie“. Beim Pilgern lernt man sich eben gut kennen.
Wir holten uns den ersten Stempel, und dann ging es los – im strahlenden Sonnenschein und bei ziemlich hoher Temperatur. Wir hatten beide viel zu erzählen, und lange führte der Weg durch die Stadt und ihre Ausläufer. Da war natürlich auch Zeit für den obligatorischen Café con leche.

Es geht wieder los …
Start in der St. Jakobs-Kirsche in Nürnberg
Darf auf keinem Camino fehlen: Café con leche.


Am Stadtrand von Nürnberg liegt das hübsche Städtchen Stein am Ufer der Rednitz. Es ist vor allem durch den Schreibwarenhersteller Faber-Castell und das Faberschloss bekannt. Danach erwartete uns Natur pur: Wälder, Felder, Schafe – und sogar Heidelbeeren.
Um 17:00 Uhr sind wir an diesem heißen Tag erschöpft in Roßtal angekommen. Nach einer kurzen Rast auf meinem Zimmer und einem Abendessen im Restaurant der Pension erkunde ich noch ein wenig den Ort mit seinen idyllischen Gassen und dem schönen Marktplatz.

Stein. Schloss Faber-Castell im Hintergrund
Endlich Wald
… Schafe …
… und Felder
Marktplatz Roßtal

Tag 2: Von Roßtal nach Heilsbronn (14,7 km)

(01.07.25)
Nach einem ausgiebigen Frühstück starteten wir um 7:30 Uhr. Die Strecke war heute besonders schön. Nachdem wir durch die Gassen von Roßtal den Ort verlassen hatten, ging es viel durch Wald und Natur.
Ein Stück des Wegs war im Wald von einem großen „Hexenwall“ versperrt. Es gab kleine Wasserräder an einem Bach und Weiher, die mich an den Mühlenweiher aus Preußlers „Kleinem Wassermann“ erinnerten.

Auf diesem Wegabschnitt gibt es viel Natur …
Viele Schmetterlinge
Wald, Felder, Wiesen
… und ein paar Jakobs-Grüße.


Schon früh kamen wir in Heilsbronn an. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen und uns etwas erfrischt hatten, blieb viel Zeit, die schöne Klosteranlage auf uns wirken zu lassen. In der beeindruckenden Zisterzienser-Klosterkirche gibt es nicht nur alte Kunstschätze zu bewundern, sondern auch eine Ausstellung mit aktuellen Kunstwerken zu entdecken – das hat sowohl Rainer als auch mir sehr gut gefallen. Auch der Hof der Klosteranlage ist wunderschön.
Auf dem Programm standen an diesem Tag noch: ein Eis am Stadtweiher, ein Besuch im Biergarten und ein leckeres Abendessen im Gasthof „Goldener Stern“.

Klosteranlage in Heilsbronn
Klosterkirsche mit alter …
… und neuer Kunst
Taschentücker steigen auf zum Pfingst-Loch.

Tag 3: Von Heilsbronn nach Weihenzell (14,1 km)

(02.07.25)
Nach einem sehr guten Frühstück im Gasthof Goldener Stern starten wir um 7:45 Uhr. Heute liegen nur etwa 14 Kilometer vor uns – was gut ist, denn es wird extrem heiß.
Auch heute wieder: viel schöne Natur und nette Dörfchen. Kleine Kirchen oder Kapellen mit Pilgerstempeln, offenen Toiletten und manchmal auch Pilgerunterkünften. Wer also „richtig“ pilgern möchte – also ohne Hotels und Pensionen, so wie wir es für diese fünf Tage machen – wird hier ebenfalls fündig.
In Weihenzell gibt es keine Pension oder Hotel, und so sind wir heute in Privatzimmern bei der netten Frau Gussmann untergekommen. Wir waren bereits gegen Mittag dort und folgten ihrem Tipp, den Nachmittag dieses heißen Tages im schönen Freibad des Ortes zu verbringen.
Am Abend servierte uns Frau Gussmann ein leckeres Abendessen auf der Terrasse. So klang der heiße Tag bei angenehmen Gesprächen im Garten gemütlich aus.

Nach dem Ort in den Wald …
… und Feld.
Kleine Kapellen
… mit Stempel.
Schöne erfrischung im Freibad von Weihenzell.

Tag 4: Von Weihenzell nach Colmberg (25 km)

(03.07.25)
Bei Frau Gussmann bekamen wir das beste Frühstück der Tour – serviert auf der Terrasse im Garten. Der Himmel war meist bedeckt, ein paar Regentropfen kühlten die Luft. Perfektes Wanderwetter. Heute liefen Rainer und ich getrennt – manchmal braucht man einfach ein Stück Weg für sich allein. Gut, dass man sich da unter Camino-Freunden einig ist.
Ein Highlight der Etappe war, ein liebevoll gepflegter Schauobstgarten: Sitzplätze, Wasserstelle, Bücherbaum, Bienenstöcke – und sogar Übernachtungsmöglichkeiten im Schäferwagen oder Tiny House. Danach ging es über die Hochebene mit weiten Ausblicken, später wieder durch Wald.
Kurz vor Colmberg liegt das idyllische Fachwerkdorf Häselbronn mit seiner Jakobs-Kirche und Pilgerstempel. In Colmberg selbst war das Stempeln leider nicht möglich.
Nach knapp 25 km erreichten wir die Burg Colmberg, wo mich Rainer im Burghof mit einem kühlen Bier erwartete. Unsere Unterkunft lag unten im Ort – im Nachhinein wären wir lieber direkt in der Burg geblieben.

In diesem Schäferwagen finden Pilger einen Schlafplatz
Schau-Obstgarten
Das ist ein Bücherregal
Weite Landschaft
Viele Schmetterlinge
Jakobs-Kirche Häselbronn
Blick auf die Colmburg
Burganlage Colmburg

Tag 5: Von Colmberg nach Rothenburg o. d. Tauber (24,1 km)

(04.07.25)
Der letzte Tag begann heiß – und blieb es. Die Strecke bot noch einmal schöne, offene Landschaft, Felder und (wenige) schattige Waldstücke. Besonders beeindruckend war eine uralte Eiche am Weg.
Gegen 14 Uhr erreichten wir Rothenburg ob der Tauber – eine wunderschöne, aber sehr touristische Stadt. Die Hitze hatte uns beiden deutlich zugesetzt. Nach einer erfrischenden Pause in einem Innenhof-Restaurant besichtigten wir noch kurz die St.-Jakobs-Kirche und holten uns unseren letzten Pilgerstempel.
Dann ging es mit der Regionalbahn nach Hause. Bahnchaos verlängerte meine sonst dreistündige Fahrt auf fünf Stunden. Vom Nachbarort musste ich schließlich auch noch zu Fuß heimlaufen – aber darauf kam es jetzt auch nicht mehr an. Mein Blick schweifte über die abgemähten Felder und hin zu den Hügeln der Bergstraße. Ja, zuhause ist es auch schön.

Diese Eiche ist ein Naturdenkmal und mindestens 300 Jahre alt
Hallo Kühe!
Offene Landschaft
Danke Schatten-Baum
Stadttor Rotenburg o. d. Tauber
Jakobusstatue vor St. Jakob
Zuhause ist es auch schön

Weiterführende Links:
Jakobsweg_Broschuere_Auflage_2023_Screen.pdf