Das erstaunliche Gänseblümchen

Auch in diesem Jahr, im Wintermonat Februar, sehe ich wieder überall das Ganseblümchen. Das süße Pflänzchen blüht nahezu das ganze Jahr, weshalb es im Volksmund auch Monatsröserl genannt wird.
Auch der lateinische Name der Pflanze, Bellis perennis, deutet auf seine Zeitlosigkeit und Schönheit hin. Bellis kommt von „bellus“ = schön und „perennis“ = ausdauernd. Die „ausdauernde Schöne“ ist sowohl mehrjährig als auch unermüdlich am Blühen.

Gerade in der heutigen Zeit kann uns das Gänseblümchen, neben seiner Schönheit und Beständigkeit, auch durch seine unglaubliche Zähigkeit und Unverwüstlichkeit ermutigen. Es bildet das ganze Jahr hindurch ständig neue Blätter. Es wächst auf Wiesen und Wegen, wo es betreten wird und auch der Rasenmäher und weidendes Vieh kann ihm nichts anhaben. Unbeirrt wendet es sein schönes Köpfchen dem Licht zu.

Am frühen Morgen ist die Blüte noch geschlossen.

Tausendschön, ein profaner Star

Wohl jede und jeder kennt das Gänseblümchen. Selbst mein Nachbar mit dem Steingarten, den er dreimal im Jahr mit dem Laubbläser bearbeitet weiß, wie ein Gänseblümchen aussieht. Kinder lieben es. Das Gänseblümchen ist also ein Star unter den Wildpflanzen, was die Bekanntheit angeht. Heute ein sehr profaner Star, unscheinbar und einfach da. Aber das war nicht immer so.

Baldurs Auge, eine heilige Blume

Unseren Vorfahren war das Gänseblümchen heilig. Diese kleine Blume, die Ihr Köpfchen nach der Sonne wendet, seinen Strahlenkranz zu dieser öffnet und in der Mitte golden, wie diese strahlt. In der nordischen Mythologie glaubte man, dass die Blume so die Anwesenheit des Sonnengottes Baldur anzeigt, der Gott der Güte, der Reinheit, der Schönheit und des Lichts. Aus diesem Grund wurde Sie Ostara, der Göttin des Frühlings und der Auferstehung geweiht. Bei den Germanen war das Gänseblümchen eine heilige Pflanze aus dem Garten der Göttin Freya. Mit der Christianisierung wurde die Heilmagie der Pflanze in ein christliches Gewand gehüllt und ging auf die Jungfrau Maria über. Hierzu gibt es zahlreiche Legenden. So soll es zum Beispiel aus den Tränen der Jungfrau auf der Flucht nach Ägypten entsprossen sein.

Geschätzt dann verboten

Funde belegen, dass das Gänseblümchen schon in den alten Hochkulturen geschätzt wurde, doch erst in den Schriften des Mittelalters findet man das Gänseblümchen als Heilpflanze. Leonhart Fuchs führte es 1543 als Maßliebchen auf und empfiehlt es als Mittel bei Gicht, Hüftweh und Kropf. Adamus Lonicerus empfiehlt Wurzel und Kraut des Gänseblümchens in seinem Kreuterbuch aus dem Jahre 1564, zur Behandlung von Leberleiden, Cholera und äußerlich bei Hautflecken, Geschwülsten und Wunden. Matthiolus hebt in seinem New Kreüterbuch die wundheilenden Eigenschaften des Gänseblümchens hervor und verweist auf eine abführende Wirkung. Seinen Höhepunkt in der Verwendung als Heilpflanze erreicht die Pflanze im 18. Jahrhundert. Doch dann verbreitete sich die Annahme, das Gänseblümchen könne für Abtreibungen verwendet werden. Aus diesem Grund begann man es gezielt auszurotten, was in Deutschland 1793 in einer Verordnung gipfelte. In der Folge verschwand das Wissen um den Nutzen der Blume als Heilpflanze. Bis heute ist es den meisten als wertvolle Heilpflanze nicht bekannt.

Gänseblümchen heute

Heute kann man sagen, dass die wertvollen Inhaltsstoffe der Pflanze viele Anwendung der Volksmedizin bestätigen. So können zum Beispiel die Triterpen-Saponine festsitzenden Schleim in den Atemwegen verflüssigen und lösen. Auch die enthaltenen Schleimstoffe wirken im Bereich der Atemwege und legen sich schützend und reizlindernd auf die angegriffenen Schleimhäute. Auch bei Verstopfung können diese helfen, indem sie erweichend wirken und das Darmvolumen steigern. Außerdem wirken die Saponine Stoffwechselfördernd und Entgiftend. Auch die Bitterstoffe regen die Verdauung und den Stoffwechsel an und helfen somit der Haut und unterstützen bei der Frühjahrskur.  
Die neuere Forschung hat sich vor allem mit den in Gänseblümchen enthaltenen Flavonoiden auseinandergesetzt und dabei zahlreiche neue Verbindungen entdeckt. Einige davon wirken stark antioxidativ. Außerdem, antiviral und antikanzerogen. Es wurde auch entdeckt, dass sie das Enzym Acetylcholinesterase hemmen und dadurch die Wirkung des Gehinbotenstoffes Acetylcholin verlängern. Das spielt zum Beispiel bei der Alzheimer Erkrankung eine Rolle. Auch wenn gegen Alzheimer leider noch kein Kraut gewachsen ist, so wurden bei milden Formen der Demenz doch positive Effekte beobachtet. Die meisten Flavonoide befinden sich in der Blüte aber auch in den Blättern und Wurzeln sind sie vorhanden. Auch die entzündungshemmende Wirkung und die positiven Erfahrungen beim Stoffwechsel und der Haut sind auf die Flavonoide zurückzuführen.

Das Gänseblümchen in der Küche

Das Gänseblümchen zeichnet sich, neben seinem hübschen Äußeren und seiner positiven Wirkung auf unsere Gesundheit auch durch einen guten Geschmack aus. Neben zahlreichen Vitaminen und Mineralien enthält es auch Saccharide, die es mild und etwas süßlich schmecken lassen. Die dezent enthaltenen Bitterstoffe regen den Appetit und die Verdauung an.

Die jungen Gänseblümchen-Blätter kann mal als Salatbeigabe oder in Kräuterquarks verwenden. Man kann sie auch gedünstet als Beigabe von Suppen oder Gemüse zu sich nehmen. Die Blüten machen sich gut im Salt oder auf dem Butterbrot. Die geschlossenen Blütenknospen kann man wie Kapern in Essig einlegen.  

Gänseblümchentee
Lindert verschleimten Husten und unterstützt bei Entschlackung, Hautreinigung und Beschwerden im Magen-Darmbereich
– 1 TL frische oder 2 TL getr. Blütenkopfe und Blätter
Mit ¼ l kochendem Wasser überbrühen und 10 min. ziehen lassen.
3 mal täglich eine Tasse

Gänseblümchen Mazerat und Salbe
Aus den Gänseblümchenblüten kann man auch einen Öl Auszug herstellen und daraus eine Salbe. Sie eignet sich hervorragend bei Prellungen, blauen Flecken, Quetschungen, Verstauchungen, Verrenkungen, Juckreitz, Insektenstichen.

Im April, wenn die Heilkraft der Gänseblümchen größer ist als jetzt im Winter, werde ich einen Öl Auszug und eine Salbe herstellen.

2 Kommentare

  1. Jetzt sehe ich tatsächlich überall Gänseblümchen. Dachte schon das wäre der Klimawandel. Die blühen also tatsächlich das ganze Jahr.

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