Die Bedeutung von Bitterstoffen für unsere Gesundheit

Erst einmal verziehen viele Menschen bei bitterer Nahrung das Gesicht. Das hat einen Grund: Bittere Pflanzen sind teilweise auch giftig. Was trotz bitterem Geschmack essbar ist, musste der Mensch erst lernen. Die Geschmacksknospen für den bitteren Geschmack sitzen am Zungengrund. Kinder besitzen wesentlich mehr von ihnen und reagieren deshalb empfindlicher auf Bitteres. Am liebsten mögen sie Süßes oder Salziges. Unsere ursprüngliche Ernährung umfasste viele bitterstoffhaltigen Wurzeln, Blatt- und Wildpflanzen. Heute haben wir uns den Genuss von Bitter schmeckenden Lebensmitteln weitestgehend abgewöhnt. Die Vorliebe für Süßes und Salziges wird von den Lebensmittelproduzenten unterstützt, indem Bitterstoffe aus den meisten Obst und Gemüsesorten herausgezüchtet worden sind. Und auch die Lebensmittelindustrie, hat unseren Geschmack stark beeinflusst so dass wir heute oft nur noch Speisen mögen, die süß, salzig, sauer, scharf sind oder die unter Einsatz großer Mengen von Geschmacksverstärker als „herzhaft-pikant“ bezeichnet werden. Nachdem wir nun also, aus vielen unserer Nahrungsmittel die Bitterstoffe erfolgreich herausgezüchtet haben, scheint nun mehr und mehr ein Bewusstsein dafür zu wachsen wie wichtig sie für unsere Gesundheit sind.

Heimische Heilpflanze mit Bitterstoffen: Die Schafgarbe. Meist blüht sie weiß, hier ist ein seltenes Exemplar in Rosa.

Geschichte Bitterstoffe
In der Medizin hat Bitteres eine lange Tradition. In vielen Kulturen rund um den Globus galten bittere Pflanzen als Universalmittel zum Gesundbleiben und Gesundwerden. In der Jahrtausende alten ayurvedischen Medizin spielen bitter schmeckende Heilkräuter eine wichtige Rolle. Nach ayurvedischer Auffassung reduzieren Bittorstoffe Körpergewebe (vor allem Fett), reinigen das Blut und tonisieren das Muskelgewebe.
Auch in den Ernährungskonzepten der chinesischen Medizin haben Bitterstoffe eine lange Tradition. Der bittere Geschmack ist hier dem Element Feuer zugeordnet und somit der Hitze, dem Intellekt, dem Handeln, der Freude, dem Lachen und dem Wachstum.
Vom griechischen Arzt Hippokrates (460 – 360 v. Chr.) über Hildegard von Bingen (1098-1179) bis ins Spätmittelalter zu Leonhard Fuchs (1502-1566) nahmen bitter schmeckende Pflanzen einen wichtigen Platz in der Pflanzenheilkunde ein. Bitterstoffe sind die Hauptbestandteile vieler alter Lebenselixiere (Theriaks), aus denen sich auch die so genannten „Schwedenbitter“ entwickelt haben.
Und auch die Natur zeigt uns, dass Bitterstoffe eine heilende Wirkung haben: Viele Tiere fressen instinktiv bittere Kräuter, wenn sie akut erkranken.

„Was bitter dem Mund, ist dem Magen gesund“

Der Gelbe Enzian ist im Gebirge weit verbreitet. Er zählt zu den starken Bitterstofpflanzen. Verwendung findet die Wurzel.

Wirkung der Bitterstoffe
Bitterstoffe haben ein breites Wirkungsspektrum aber vor allem wirken sie auf unsere Verdauungsorgane. Schon im Mund wirken Bitterstoffe spürbar. Durch den Geschmackssinn werden über das vegetative Nervensystem die Ausschüttung von lebensnotwendigen Verdauungssäften und Verdauungsenzymen angeregt. Deshalb sollten Bittermittel auch auf keinen Fall durch Zugabe von Zucker oder Honig „versüßt“ werden. Ihr bitterer Geschmack stimuliert nicht nur den Magen, sondern auch die Leber, die Gallenblase und die Bauchspeicheldrüse. Das sorgt für eine verbesserte Resorption von Nährstoffen und stimulieren die Darm-Peristaltik. Hierdurch wird auch die Schleimhaut im Darm dazu angeregt, verstärkt Schadstoffe auszuscheiden. Auch die Entgiftungsfunktion der Leber wird gefördert. Bitterstoffe wärmen, heizen Verdauung und Stoffwechsel an und erleichtern somit auch das Abnehmen. Deshalb helfen sie nicht nur bei Verdauungs- und Leistungsproblemen, sondern sind in Form von z.B. Bitterstoffhaltigen Wildkräutern auch idealer Bestandteil der Frühjahrskur um Winterspeck und Frühjahrsmüdigkeit zu vertreiben.

Meine Bittertropfen werden, unter Anderem, aus den Wurzeln von Löwenzahn und Wegwarte hergestellt.

Durch die Erhöhung der Eisen- und Vitamin-B12-Aufnahme über den Darm wird die Blutbildung angeregt.

Außerdem wirken Bitterstoffe auf unser Immunsystem. Heute weiß man, dass sich in der Darmschleimhaut mehr als 80% des körpereigenen Immunsystems befinden. Das heißt: Geht es dem Verdauungssystem gut, profitieren auch die Abwehrkräfte. Zudem werden Krankheitserreger und Gifte durch die einnahme von Bitterstoffen schneller ausgeschieden. Die unspezifische Abwehr des Körpers wird aktiviert und die Schweißbildung angeregt. Das begründet ihren Einsatz bei fieberhaften grippalen Infekten.

Die Spannung der Darmmuskulatur wird durch Bitterstoffe erhöht und Wärme freigesetzt. Der gesamte Energiestoffwechsel wird angeregt. Das wirkt antriebs- und energiesteigernd, wärmend (Ingwer) und stimmungsaufhellend. Daher eigenen sie sich gut als Kräftigungsmittel und bei Menschen mit chronisch kalten Händen und Füßen. Bei Antriebsschwäche, Schwächezuständen, Konzentrationsstörungen, Erschöpfung, Ängsten, depressiven Verstimmungen sowie zur Genesung und im Alter.

Rosmarin ist nicht nur ein leckeres Küchengewürz sondern enthält neben Anderen wertvollen Inhaltsstoffen auch Bitterstoffe

Bitterstoffe erhöhen die Kontraktionskraft des Herzens, erweitern die Herzkranzgefäße und erhöhen die Gefäßspannung der Venen. Blut und Wärme werden im Körper besser verteilt und das Herz besser versorgt.

Es lohnt sich Bitterstoffe wieder vermehrt in unser Ernährung zu integrieren

Ihr seht also, es lohnt sich Bitterstoffe wieder vermehrt in unser Ernährung zu integrieren. Hierzu eignen sich besonders unsere einheimischen Wildkräuter, von denen viele Bitterstoffe enthalten.
Hierzu zählen z.B.:

  • Löwenzahn,
  • Schafgarbe
  • Beifuß
  • Wermut
  • Ruccola
  • Hopfen,
  • Engelwurz

Außerdem (nicht heimisch/keine Wildkräuter):

  • Ingwer
  • Cranberry
  • Artischocken
  • Grapefruit
  • Kohlsprossen
  • Endiviensalat
  • ….
Die Wurzel der schönen Wegwarte enthält auch wertvolle Bitterstoffe

Man kann sich Tees aus Bitterstoffpflanzen bereiten oder Bitterstofftinkturen herstellen. Bitterstoffe wirken besser in Kombination von verschiedenen Pflanzen als als Einzeldroge. Ich habe mir im vergangenen Jahr Bittertropfen aus Wermut, Wegwarte (Wurzel), Löwenzahn (Wurzel), Beifuß und Ingwer hergestellt.

Bittertropfen sind ja derzeit sehr in Mode und leicht käuflich zu erwerben.

Im Frühling werde ich Euch einige Bitterstoffpflanzen, Anwendungen und Rezepte vorstellen.

Bis dahin bleibt gesund und genießt „Des Lebens bittere Süße“


Quellen
Ursel Bühring, „Alles über Heilpflanzen“
https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/html/10.1055/a-0654-1711
https://www.zentrum-der-gesundheit.de/artikel/heilkraeuter-heilpflanzen/warum-bitterstoffe-iahttps://www.gesund.at/ernaehrung/bitterstoffe-gesund/
https://naturheilbund.de/wp-content/uploads/2016/03/PK-01-Bitterpflanzenaf16.pdf
https://www.gesund.at/ernaehrung/bitterstoffe-gesund/